Jessys Geschichte Text - 1
Bei Maltes Fussballspielen dabei zu sein, das war immer so ein Erlebnis für sich, und das meine ich jetzt
nicht unbedingt im positiven Sinne.
Zum Beispiel bei der letzten Niederlage, 1:6, da hat Malte es nicht mal mehr geschafft, duschen zu
gehen und hat mich dann wie einen Hund mit merkwürdigen Handbewegungen und nem Pfeifen zu
sich zum Auto zitiert. Als nächstes knallt er die Scheiß-Tür von seinem „Ach-so-tollen“-Auto, dreht den
Zündschlüssel um und fährt dann beim Rausfahren beinahe noch seinem Kapitän übern Fuß. Und im
Anschluss sind wir dann mit 70 km/h durch die Ortschaft.
Und dann durfte ich mir anhören, wie scheiße seine Mannschaft doch ist. Ich habe dann einfach nur
gesagt, dass ich fand, dass die gegnerische Mannschaft besser gespielt hat … Das hätte ich nicht machen
dürfen. Der ist fast ausgerastet. Ich so: „OK“, und hatte auch irgendwie keine Lust, mich so dumm
anmachen zu lassen und habe dann einfach nur noch rechts aus dem Fenster geguckt. Als wir dann am
Stadtrand an der Ampel standen, kam hinter uns so ein lautes Dröhnen. Das war so ein hässlicher, auf-
gemotzter, hellgrüner Polo. War ja auch nicht schlimm, dass der so laut ist, war zwar ein bisschen nervig,
aber dann habe ich halt gesehen, wer den fuhr: Das war der Abwehrspieler aus der gegnerischen Mann-
schaft, mit dem sich Malte schon die ganze Zeit über angelegt hatte. Und ich dachte nur: „Nein!“, denn
als Malte seine Visage erkannt hat, bekamen seine Augen so ein eigenartiges Funkeln. Er hat die Musik
laut aufgedreht, seine Hände haben sich im Lenkrad verkrampft, und dann hat er grinsend dreimal den
Motor aufheulen lassen. Und ich habe sogar noch gesagt: „Malte, lass das! Das ist eine ganz uncoole
Idee, lass es einfach.“